Haben Sie jemals aus Versehen einen Vertrag unterschrieben? Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit kann uns allen passieren. Doch keine Sorge, in solchen Fällen haben Verbraucher oft das Recht, den Vertrag zu widerrufen. In diesem Artikel erfahren Sie, was das Widerrufsrecht ist, welche Verträge widerrufen werden können und wie Sie Ihren Widerruf effektiv umsetzen können. 

Das Widerrufsrecht 

Das Widerrufsrecht im Privatrecht ermöglicht es, Verträge und Willenserklärungen zurückzuziehen. Besonders im Verbraucherrecht spielt dieses Recht eine wichtige Rolle, da es Verbrauchern die Möglichkeit bietet, sich von Verträgen zu lösen. Die rechtlichen Grundlagen dafür sind in § 355 ff. BGB festgelegt, der die Fälle und Fristen für den Widerruf regelt. 

Welche Verträge können widerrufen werden? 

In der Welt der Verträge sind Bindungen oft die Regel, aber es gibt Ausnahmen. Hier sind einige Beispiele für Verträge, die widerrufen werden können: 

  • Fernabsatzverträge: Diese Verträge werden über das Internet, Telefon, Fax oder Post abgeschlossen. Verbraucher haben in solchen Fällen das Recht auf Widerruf. Online-Shopping fällt in diese Kategorie. Bedingung ist, dass der Verkäufer sein Geschäft regelmäßig per Fernabsatz betreibt. 
  • Haustürgeschäfte: Geschäfte außerhalb der Geschäftsräume, wie an der Haustür oder auf der Straße, können ebenfalls widerrufen werden. 
  • Verträge mit Lieferung in Raten: Auch Ratenlieferungen von Waren können widerrufen werden. Dies gilt beispielsweise für Ratenlieferungen, die darauf abzielen, regelmäßig ähnliche Produkte zu liefern, wie es bei Zeitungsabonnements der Fall ist. Ebenso betrifft dies Verträge, bei denen du verpflichtet bist, in bestimmten Intervallen Waren zu erhalten, wie es beispielsweise bei einem Buchclub der Fall sein kann. Eine weitere Situation, in der das Widerrufsrecht bestehen bleibt, ist, wenn zusammenhängende Gegenstände, wie die Bände eines Lexikons, schrittweise geliefert und in Raten bezahlt werden sollen. 
  • Bauverträge: Seit 2018 können Verbraucher auch Bauverträge für Neu- oder Umbauprojekte widerrufen. 
  • Verbraucherkreditverträge: Kreditverträge für private Zwecke, wie Autokredite oder Baufinanzierungen, bieten ebenfalls ein Widerrufsrecht. 
  • Ratenkäufe: Verträge, bei denen Kauf und Kredit kombiniert werden, können widerrufen werden, zum Beispiel bei Ratenzahlungen für Handys oder Möbel. 
  • Versicherungsverträge: Auch bei Versicherungsverträgen besteht die Möglichkeit, den Vertrag innerhalb von 14 Tagen nach Vertragsabschluss zu widerrufen, gemäß § 8 des Versicherungsvertragsgesetzes (VVG). Im Falle von Lebensversicherungen erstreckt sich die Widerrufsfrist sogar auf 30 Tage, wie es in § 152 VVG festgelegt ist. Personen, die zwischen dem 29. Juli 1994 und dem 31. Dezember 2007 eine Lebens- oder Rentenversicherung abgeschlossen haben, haben oft die Möglichkeit, diese Verträge nachträglich aufzulösen. Weitere Informationen dazu findest du im Ratgeber "Lebensversicherung widerrufen", der erläutert, wie dieser Prozess funktioniert.   

So verfassen Sie Ihre Widerrufserklärung richtig: Ein Leitfaden

Die Widerrufsbelehrung im Vertrag, den Sie mit dem Händler geschlossen haben, enthält normalerweise Anweisungen, wie Sie im Falle eines Widerrufs vorgehen sollen, sowie Ihre Rechte. Wenn Sie ein vorgefertigtes Formular aus dem Internet verwenden, um Ihre Widerrufserklärung zu formulieren, sollten Sie sicherstellen, dass die folgenden Informationen im Dokument enthalten sind. Beachten Sie jedoch, dass eine Muster-Vorlage nur als Orientierung dient und an Ihre individuelle Situation angepasst werden muss. 

➡️ Name und Adresse des Händlers oder Dienstleisters: Beginnen Sie mit den grundlegenden Angaben. Geben Sie den Namen und die Adresse der Firma an, bei der Sie den Vertrag abgeschlossen haben. 

➡️ Erklärung, dass Sie von Ihrem Widerrufsrecht Gebrauch machen: Seien Sie klar und deutlich in Ihrer Absicht, den Vertrag zu widerrufen. Formulieren Sie eine klare Aussage darüber, dass Sie von Ihrem gesetzlichen Widerrufsrecht Gebrauch machen möchten. 

➡️ Eindeutige Angaben zum betreffenden Vertrag: Präzisieren Sie, von welchem Vertrag Sie zurücktreten möchten. Dies sollte alle relevanten Details enthalten, um Verwechslungen zu vermeiden. 

➡️ Datum des Erhalts der Ware: Geben Sie das Datum an, an dem Sie die Ware erhalten haben. Dies ist wichtig, um die Widerrufsfrist korrekt zu berechnen. 

➡️ Ihr Name und Adresse: Stellen Sie sicher, dass Ihre persönlichen Informationen, einschließlich Ihres Namens und Ihrer Adresse, vollständig und korrekt angegeben sind. 

➡️ Elektronische Unterschrift mit Datum: Schließen Sie Ihre Widerrufserklärung mit Ihrer elektronischen Unterschrift und dem Datum ab. Dies trägt zur Authentifizierung und Nachverfolgbarkeit bei.

Indem Sie diese Schritte befolgen und Ihre Widerrufserklärung sorgfältig vorbereiten, können Sie sicherstellen, dass Ihr Widerruf rechtskräftig ist und Ihre Rechte als Verbraucher gewahrt bleiben. Denken Sie daran, dass es wichtig ist, die Widerrufs-Vorlage an Ihre spezielle Situation anzupassen. 

Fristen für das Widerrufsrecht: Wie lange haben Sie Zeit? 

Die Widerrufsfrist beläuft sich auf mindestens 14 Tage. Wenn im Vertrag keine längere Frist festgelegt ist, steht es dir frei, innerhalb von 14 Tagen nach Vertragsabschluss von deinem Widerrufsrecht Gebrauch zu machen. Die Frist beginnt, sobald du über dein Widerrufsrecht in Kenntnis gesetzt wurdest, was in der Regel bei Vertragsabschluss geschieht, indem die Widerrufsbelehrung dem Vertrag beigefügt wird. Wenn du hingegen etwas bestellt hast, tritt die Frist erst in Kraft, nachdem du die Ware erhalten hast (gemäß § 356 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs). 

Spätestens erlischt das Widerrufsrecht zwölf Monate und 14 Tage nach Vertragsabschluss (gemäß § 356 Abs. 3 Satz 2 BGB). Die Frist endet nicht an Samstagen, Sonntagen oder Feiertagen; in einem solchen Fall gilt der nächste Werktag als Fristende. 

Im Fall von Dienstleistern wie Handwerkern kann das Widerrufsrecht ausgesetzt werden, jedoch nur, wenn du ausdrücklich zugestimmt hast, dass die Dienstleistung vor Ablauf der Widerrufsfrist beginnen darf. Zudem muss dein Vertragspartner dich darüber informiert haben, dass dein Widerrufsrecht erlischt, wenn das Unternehmen seine Dienstleistung vor Ablauf der Frist bereits vollständig erbracht hat (gemäß § 356 Abs. 4 BGB).  

Widerrufsrecht bei digital unterschriebenen Verträgen 

Verträge, die mit einer elektronischen Unterschrift von einem anerkannten Vertrauensdienstanbieter wie Agree&Sign unterzeichnet werden, besitzen die gleiche rechtliche Bindungskraft wie handschriftlich signierte Dokumente. 

Daher gelten für digital unterzeichnete Verträge in Bezug auf die Widerrufsfrist dieselben Vorschriften wie für papierbasierte Verträge. Die Widerrufsfrist beträgt mindestens 14 Tage ab dem Zeitpunkt des Vertragsabschlusses oder dem Erhalt der Ware.


Dieser Beitrag wird ausschließlich zu Informationszwecken bereitgestellt. Es besteht weder eine Gewährleistung für die Vollständigkeit noch für die Aktualität im Hinblick auf geltende Vorschriften. Bitte beachten Sie, dass dieser Beitrag keine rechtliche Beratung ersetzt.  

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