The Rise of Infostealers – Die neue Bedrohung für Unternehmen
Cybersecurity Insights von Markus Seme, 22. April 2025
In der sich ständig wandelnden Cyber-Bedrohungslandschaft tauchen regelmäßig neue Angriffsvektoren auf. Infostealers sind aber keine vorübergehende Erscheinung mehr, sondern haben sich inzwischen als eine der effizientesten und lukrativsten Formen der Cyberkriminalität etabliert. Während früher Ransomware-Angriffe im Mittelpunkt standen, setzen Cyberkriminelle heute verstärkt auf den Diebstahl von Zugangsdaten und sensiblen Informationen, die auf Darknet-Marktplätzen verkauft oder für gezielte Angriffe weitergenutzt werden.
Warum erleben Infostealers gerade jetzt einen so massiven Anstieg? Wer ist davon betroffen? Und inwiefern ist auch die OT-Security (Operational Technology) davon betroffen?
Definition
Was sind Infostealers und wie funktionieren sie?
Infostealers sind eine spezialisierte Form von Malware, die mit dem Ziel entwickelt wurde, sensible Daten unbemerkt zu extrahieren. Während klassische Viren oft auf die Zerstörung oder Manipulation von Daten abzielen, geht es Infostealers darum, möglichst viele wertvolle Informationen zu sammeln und an Kriminelle weiterzuleiten. Die am häufigsten gestohlenen Daten umfassen dabei:
- Benutzeranmeldeinformationen (Passwörter, Session-Tokens, Cloud-Zugänge)
- Browser-Daten (gespeicherte Formulare, Autofill-Daten, Cookies)
- Finanzinformationen (Kreditkartendaten, Online-Banking-Zugänge)
- System- und Netzwerkdetails (IP-Adressen, VPN-Logins)
- Kryptowallets und Authentifizierungs-Token
Warum sind gestohlene Session-Tokens so gefährlich?
Infostealers müssen nicht immer Passwörter klauen. Viele Unternehmen setzen Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) ein – doch gestohlene Session-Tokens aus Browsern oder Anwendungen ermöglichen Angreifern den direkten Zugriff, ohne eine erneute MFA-Abfrage durchlaufen zu müssen.
Wie werden Infostealers verbreitet?
Die Verbreitung erfolgt über verschiedene Methoden:
- Phishing-E-Mails mit bösartigen Anhängen oder Links
- Malvertising (bösartige Werbeanzeigen), die Nutzer auf infizierte Seiten umleiten
- Trojanisierte Software-Downloads, oft über illegale Crack-Seiten oder Fake-Updates
- Infostealer-as-a-Service (IaaS) – Kriminelle können bekannte Stealer wie „RedLine“ oder „Lumma“ für wenige hundert Dollar mieten.
Sobald ein System infiziert ist, werden die gesammelten Daten automatisiert an C2-Server (Command & Control) gesendet und oft innerhalb weniger Minuten im Darknet verkauft.
Warum sind Infostealers ein rasant wachsender Trend?
Lange Zeit dominierten Ransomware-Angriffe die Bedrohungslandschaft, doch seit 2024 gibt es einen massiven Wechsel hin zu Infostealers. Warum?
Zerschlagung großer Botnet-Infrastrukturen
Steigende Nutzung von Remote Work & BYOD (Bring Your Own Device)
- 70 % der infizierten Geräte sind private Endgeräte, nicht firmeneigene Systeme.
- Unternehmen haben oft keine vollständige Kontrolle über die Sicherheitslage dieser Geräte, sodass gestohlene Zugangsdaten ungehindert für Angriffe genutzt werden können.
Darknet-Marktplätze für Zugangsdaten boomen
- Es gibt eine enorme Nachfrage nach gestohlenen Logins für Microsoft 365, VPNs und Cloud-Konten.
- Initial Access Brokers (IABs) verkaufen diese Daten an Ransomware-Gruppen oder Industriespione.